Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

„Morgen. Weite. Verschwommenheit. Nebel hat alles in völliges Grau gehüllt. Das währt fort. Zweifel braut sich über dem Geist zusammen. Abwesenheit ist schwerer zu ertragen als Tod.“

(Etel Adnan, Sea and Fog, 2012)

Die Gruppenausstellung Sea and Fog, die vom gleichnamigen Buch der Künstlerin und Dichterin Etel Adnan (1925-2021) inspiriert wurde, möchte durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Weltkriege und deren Auswirkungen auf die Gegenwart einen Raum für die vielschichtigen Wahrnehmungen der existenziellen Herausforderungen unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schaffen. (c) Pressetext Kunsthalle

Künstler*innen

  • Etel Adnan, Ouassila Arras, Yael Bartana, Nikola Bojić, Damir Gamulin, Mijo Gladović, Damir Prizmić, Cihad Caner, Ali M. Demirel, Simon Denny, Otto Dix, Cevdet Erek, Marco Fusinato, Mariam Ghani, Shilpa Gupta, Jina Khayyer, Käthe Kollwitz, Kateryna Lysovenko, Sabelo Mlangeni, Mohammad Salemy, Erinç Seymen

Kurator*innen

  • Çağla Ilk, Misal Adnan Yıldız, Sandeep Sodhi

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Ausstellung Frühjahr 2024:

Neue Installation im Foyer und Café Kunsthalle.

vom 08.03.2024–08.03.2026

Café Kunsthalle wird zum Musentempel

Café Kunsthalle

Greta Hessel mit Viron Erol Vert, Designer der Installation: Garden of Ornaments.

INSTALLATION IM FOYER UND IM CAFÉ KUNSTHALLE

Die künstlerische Gestaltung des Foyers der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und Café Kunsthalle folgt einer langen Tradition. 2024 übernimmt der Künstler Viron Erol Vert die Neugestaltung und Neukonzeption der Räume.

Unter dem Titel Garden of Ornaments nimmt die Installation Bezug auf die multikulturelle Geschichte Baden-Badens, insbesondere die der Bäderkultur und deren transkultureller Entwicklung. Seine Recherchen positioniert Vert immer aus unterschiedlichen Richtungen, gerade auch, um hier einen umfassenden Blick auf das Stadtgefüge, deren vielschichtige und umfangreiche Geschichte zu erhalten und die gegenwärtige Atmosphäre analysieren und verstehen zu können.

Viron Erol Vert hat sich während seiner umfangreichen und mehrjährigen Recherchen in Baden-Baden mit der Stadt und ihren soziokulturellen Besonderheiten auseinandergesetzt: Dem Wasser im Mittelpunkt der Stadt, seine Rolle als Heilmittel und Verbindungselement, dem Zusammenkommen von Menschen vieler Herkünfte, dem Zusammenfluss vieler Kulturen, Sprachen seit Beginn ihrer Entstehungsgeschichte und der Natur. Dessen Reflektionen finden sich in Licht, Farben, Form, Architektur und Ornamentik innerhalb der Installation wider.

In den kommenden Wochen bis zur Eröffnung am 8. März 2024 werden sich erste Veränderungen im Café Kunsthalle ankündigen. Beginnend mit Malerarbeiten wird sich das Gesicht des Cafés kontinuierlich wandeln.

In einer Umbauphase nach Abschluss unserer aktuellen Ausstellung SARKIS – 7 Tage, 7 Nächte wird ab dem 26. Februar intensiv an der Gestaltung des Cafés gearbeitet. Text: (c) Presse Kunsthalle


No other cure none other than words in talking

Die Ausstellung No other cure none other than words in talking zeigt historische und zeitgenössische Künstlerinnen, deren Werke durch die Themen Sprache, Erinnerung und die Erfahrung von Fremdsein miteinander verbunden sind.

Der Titel der Ausstellung ist dem Buch Temps Morts von Cha entnommen. Der ersten Zeile, die übersetzt „keine heilung, gar keine andere, als die im worte sprechen“ lautet, folgen Aufzählungen von Formen des Sprechens und der Rede, von verschiedenen Anweisungen bis hin zum Urteil, das schließlich zum Schweigen zwingt.

Die Ausstellung lädt dazu ein, zu lesen, zuzuhören und zu sprechen. Sie verwandelt die Institution in einen Ort für die vielstimmigen Erzählungen der Künstlerinnen. Sie öffnet einen kritischen Raum, der Verbindungen zwischen den künstlerischen Praktiken und Erfahrungen schafft; zwischen den Erinnerungen, Zeiten, der Geschichte und der Gegenwart. Gerade in Zeiten, in denen Kommunikation von neuen Begriffen geprägt ist, die Stimmungen erzeugen und Meinungen bilden, aber das gemeinsame Gespräch nicht mehr möglich scheint, schärfen die Praktiken der Künstlerinnen das Bewusstsein für die Bedeutung und Wichtigkeit der Worte im (miteinander) Sprechen. Text: (c) Presse Kunsthalle

KÜNSTLER*INNEN

  • Theresa Hak Kyung Cha
  • Evelyn Taocheng Wang
  • Thuy-Han Nguyen-Chi
  • Andrew Yong Hoon Lee
  • Franziska Aigner
  • Audrey Chen
  • Lotus L. Kang
  • Hanne Lippard
  • Tanasgol Sabbagh
  • Fabian Saul
  • Hyunhye Seo
  • Senthuran Varatharajah
  • Alex Zhang Hungtai
  • Ketuta Alexi-Meskhishvili

KURATOR*IN

  • Christina Lehnert

STAATLICHE KUNSTHALLE BADEN-BADEN

Lichtentaler Allee 8 a
76530 Baden-Baden
E-Mail: info@kunsthalle-baden-baden.de 
Telefon: +49 7221 300 76 400

KONTAKT CAFÉ KUNSTHALLE

E-Mail: info@cafe-kunsthalle.de
Telefon: +49 7221 39 20 00


SARKIS – 7 TAGE, 7 NÄCHTE

Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden widmet dem international renommierten Konzeptkünstler Sarkis (geb. 1938 in Istanbul, lebt und arbeitet in Paris) eine umfassende Einzelausstellung, deren Werke einen zutiefst sozialen Bezug aufweisen, der zur Verschmelzung von Praktiken und Kulturen auffordert. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines einjährigen Austauschs mit dem Künstler, bei dem es um Geschichte und Trauma sowie um Institutionen als Raum für Reflexion, Partizipation und Gemeinschaft ging.

SARKIS – 7 TAGE, 7 NÄCHTE

27. Oktober 2023 – 04. Februar 2024

Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden widmet dem international renommierten Konzeptkünstler Sarkis (geb. 1938 in Istanbul, lebt und arbeitet in Paris) eine umfassende Einzelausstellung, deren Werke einen tiefen sozialen Bezug aufweisen, der zur Verschmelzung von Praktiken und Kulturen auffordert. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines mehrjährigen Austauschs mit dem Künstler, der Geschichte und Trauma in der Kunst sowie Institutionen als Raum für Reflexion, Partizipation und Gemeinschaft behandelte. 

Der Titel der Ausstellung, 7 Tage, 7 Nächte, leitet sich von der Installation 7 Nuits (7 Nächte, 2016-2019) des Künstlers ab, die Sarkis bis heute als eine seiner wichtigsten Arbeiten betrachtet. Sie besteht aus sieben verschiedenen Kompositionen und einem Schlafsack, der auf dem Boden vor dem Werk La grande vitrine (Die große Vitrine, 1982-2021) im Herzen des Pariser Ateliers des Künstlers liegt.

Das Werk definiert einen intimen Raum für Selbstreflexion und Meditation ebenso, wie es kontextuelle Aspekte dessen konfrontiert, was es bedeutet, als Künstler ein Leben mit Resilienz und Widerstand zu führen. Es ist eine eindrückliche Darstellung der Position des Künstlers heute sowie der transformativen Aspekte von Politik und der Poesie der Kunst. 7 Nuits wird zum ersten Mal in einem institutionellen Kontext präsentiert.

Als partizipatives Werk schafft L’atelier d’aquarelle dans l’eau (Aquarelle im Wasser, 2005-2006) im Hauptausstellungsraum der Kunsthalle sowohl einen gemeinschaftlichen Raum als auch eine konzeptionelle Bühne. Hier sind alle von 7 bis 70 Jahren eingeladen, an einem ephemeren Ritual mit Aquarellfarben und Wasser teilzuhaben.

Wasser in Baden-Baden

Wasser, ein wichtiges Element der Stadt Baden-Baden, die von der Oos durchflossen und ihren Thermalbädern geprägt ist, fungiert als Bindeglied, das es ermöglicht, organisch zu arbeiten, zu teilen und intime Begegnungen sowie Erinnerungen zu schaffen. Mittels Wasser schlägt Sarkis Aufmerksamkeit und Geduld als grundlegende Aspekte des Lernens mit und durch die Kunst im Dienste der kollektiven und persönlichen Heilung vor.

Die wechselseitige Aktivierung von Werk und Umgebung wird auch auf bereits vorhandene Werke ausgedehnt, die aus namhaften öffentlichen Sammlungen ausgeliehen wurden, darunter die Serie der maßgeschneiderten Kinderkleider im Ausstellungsraum Défilé du Siècle en Fluo (1995).

Mit einer luziden konzeptionellen Choreografie evoziert diese Arbeit das Gedenken an Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, wie sie ihre Körper in verschiedenen Zeitepochen gekleidet haben, und wie wir uns eine Zukunft für unsere Existenz vorstellen.

In einer Stadt wie Baden-Baden, mit einem bedeutenden älteren Bevölkerungsanteil, manifestiert sich diese Geste als Rückbesinnung auf unsere Kindheit, durch Neonfarben und futuristische Formen der Abstraktion, die vor Intensität leuchten.

Es war seine Zeit in Deutschland, die den Künstler dazu veranlasste, intensiv über die Unterdrückungslogik westlicher Kunst nachzudenken und das Werkkonzept des „Kriegsschatzes“ zu entwickeln. So ist es kein Zufall, dass Sarkis mit dieser Ausstellung in das Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz zurückkehrt.

In der Nähe von Baden-Baden, vor allem während seiner Professur an der Kunsthochschule in Straßburg und im engen Dialog mit Künstlern wie Joseph Beuys und Marcel Broodthaers sowie Kunsthistorikern wie Pontus Hultén, hat er die Suche nach nicht-westlichen Objekten systematisiert, um sie als „objets trouvés“ zu kontextualisieren – Objekte, die der Künstler zusammengetragen hat, ohne dass sie ihr Eigenleben verlieren. 

Leid-Schatz

Sarkis‘ Überzeugung, dass Objekte ein Eigenleben haben – mit singulären Geschichten von Schmerz und Leid – führte ihn schließlich zu dem vom deutschen Kunsthistoriker Aby Warburg geprägten Begriff des „Leidschatzes der Menschheit“. In diesem Sinne interpretiert Sarkis die menschliche Geschichte als kollektiven Schatz und Last und verknüpft sie mit seinen eigenen Erinnerungen und seinem Leben.

Wir sehen unsere Rolle in der Kunsthalle Baden-Baden als kontinuierliche Vermittler einer offenen Plattform”, so die Kurator*innen Çağla Ilk und Misal Adnan Yıldız.

Kriegs-Schatz

 Geschichte ist nie ein abgeschlossener Prozess. Als solcher ist sie unsere materielle und auch erdende Wirklichkeit. Wir lernen aus Sarkis‘ künstlerischer Praxis in Bezug auf die menschliche Existenz und unsere ontologischen Fragen. Die Aktualität dieser Ausstellung knüpft nicht nur an eine neue Dringlichkeit der Kunstproduktion angesichts der aktuellen Kriege in unserer Welt an, sondern bekräftigt auch die Rolle von Praxen des Gedenkens im Kontext der aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Speziell in Deutschland, aber auch innerhalb eines universellen diskursiven Rahmens, unterstützen wir die vertiefte Auseinandersetzung mit den generationsbedingten psychologischen und sozialen Traumata der Opfer von Krieg, staatlicher Gewalt und Völkermord, einschließlich des armenischen Volkes… diese Thematisierung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Anerkennung, Empathie und Andenken. Kunst allein kann unsere großen Probleme – von der Klimakrise und dem ökologischen Kollaps bis hin zur militaristischen Gentrifizierung und Kriegspolitik – nicht lösen, aber sie verändert unsere Perspektive darauf, wie wir auf sie reagieren.“

Defne Ayas trägt mit einer weiteren Überlegung bei: „Traumatische Erlebnisse – sowohl persönliche als auch kollektive – bieten sich immer zur Instrumentalisierung an, insbesondere durch die Politik. In den Händen und mit den Visionen von Sarkis jedoch bewegt sich diese menschliche Zerbrechlichkeit jenseits der Ökonomie traumatisch-kathartischer Schleifen und wird zu einer Forschungskabale. Ich bin stolz darauf, dass wir in der Kunsthalle Baden-Baden diese kinematografische Montage präsentieren können, die aus seinem fast fünfzigjährigen Engagement zur Erforschung des Begriffs Kriegsschatz schöpft.

Diesem Modus Operandi für Kunstwerke folgend, die sich mit der Welt verändern, werden in der Kunsthalle während der Ausstellungsdauer sieben Tage und Nächte lang Beschwörungen, Mahlzeiten und Lesungen stattfinden, die Sarkis‘ sich ständig verändernde Kompositionen neu interpretieren. Text: (c) Presse Kunsthalle

Die Ausstellung wurde von Sarkis in enger Zusammenarbeit mit den Direktor*innen der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden Çağla Ilk und Misal Adnan Yıldız sowie der Kuratorin Defne Ayas inszeniert und von Sandeep Sodhi assistiert.

Kurator*innen: Defne Ayas, Çağla Ilk, Misal Adnan Yıldız
Kuratorische Assistenz: Sandeep Sodhi Text Presse Kunsthalle

Vergangene Ausstellungen:

Kunsthalle
Café Kunsthalle

Kunsthalle in Baden-Baden-aktuelle Ausstellung