Redaktion Baden-Baden

📰 Redaktion Baden-Baden – Stadt. Kultur. Wandel.

Titel: Wenn Pressefreiheit auf Konkurrenzdenken trifft – ein Abend, der nicht hätte stattfinden dürfen?

Untertitel: Warum das Badische Tagblatt eine öffentliche Veranstaltung verschwieg – und was das über den Zustand unserer lokalen Debattenkultur sagt.

Am 23. Juli 2025 fand im Theresienheim Baden-Baden eine Veranstaltung statt, zu der ein Verein eingeladen hatte, der sich dem Erhalt und der Zukunft der Stadt verpflichtet fühlt: der Stadtbild Baden-Baden e.V.

Im Zentrum des Abends: die Frage, ob unser Stadtkreis – einer der kleinsten Deutschlands – überhaupt noch eine politische und wirtschaftliche Zukunft hat. Referent war Christian Frietsch, Herausgeber der lokalen Online-Zeitung goodnews4Baden.de, ein Mann, der sich seit Jahren kritisch und pointiert mit der Demokratie in Baden-Baden auseinandersetzt. Sein jüngstes Buch „Hey, kandidiere doch als OB für Baden-Baden“ bietet reichlich Stoff für Diskussionen.

Doch genau diese Diskussion sollte, wenn es nach dem Badischen Tagblatt geht, nicht stattfinden. Jedenfalls nicht öffentlich angekündigt.

Denn obwohl eine Pressemitteilung mit allen nötigen Informationen fristgerecht versandt wurde – wie sonst auch – entschied sich die Redaktion des BT ausdrücklich gegen eine Veröffentlichung. Der Grund? Der Referent Frietsch sei Herausgeber eines konkurrierenden Mediums. Das sei nicht „vermittelbar“.

Ein journalistischer Offenbarungseid.

In einer Stadt, in der viele Menschen ihre Informationen nur aus einer einzigen gedruckten Tageszeitung beziehen, ist das ein fragwürdiger Umgang mit der Meinungsfreiheit. Nicht die Qualität oder der Inhalt des Vortrags war entscheidend, sondern die Konkurrenzlage im lokalen Medienmarkt.

Die Veranstaltung war – trotz (oder gerade wegen?) der verweigerten Ankündigung – sehr gut besucht. Und die Reaktionen der Mitglieder? Empört. Schließlich betrifft dieses Verhalten nicht nur einen Referenten, sondern alle Bürgerinnen und Bürger, die sich auf eine freie und umfassende Berichterstattung verlassen wollen.

Ein Gast formulierte es so:

„Ich stelle diese Frage ausdrücklich als – noch – zahlender Abonnent der BNN.“

Diese Worte sollten nicht leichtfertig überlesen werden. Denn sie zeigen, dass Vertrauen das wichtigste Kapital eines Mediums ist. Und dieses Vertrauen ist in Baden-Baden offenbar angeknackst.

Wir als Redaktion Baden-Baden möchten solche Themen nicht verschweigen – sondern zur Sprache bringen. Und zwar unabhängig, faktenbasiert und mit Haltung.

Denn wenn demokratischer Diskurs nur dort stattfindet, wo es bequem ist, hat er aufgehört, demokratisch zu sein.


Was sagt der Deutsche Presserat dazu?

Zitat: „Wenn ein Medium sich weigert, Veranstaltungen oder Stimmen zu veröffentlichen, weil sie angeblich ein „Konkurrenzmedium“ fördern – dann ist das ein schmaler Grat zwischen redaktioneller Freiheit und Zensur durch Ausgrenzung kritischer Initiativen. Das ist besonders heikel, wenn es um Bürgerbegehren geht“.

Unser redaktioneller Kommentar:

Was ist ein freies Medium? Wenn die Presse entscheidet, dass über Bürgerinitiativen nur berichtet wird, solange sie nicht „ein Konkurrenzmedium“ fördern – dann berührt das die Grenze zur Informationsverweigerung. Die Meinungsvielfalt in unserer Stadt darf nicht davon abhängen, ob jemand dem Pressekodex oder der Anzeigenpolitik besser dient.

Unser Anliegen war nicht Werbung, sondern Sichtbarkeit. Demokratie lebt vom Diskurs – nicht von Monopolen.

📰 Kommentar der Redaktion Baden-Baden

„Wer berichtet, bestimmt. Wer schweigt, verliert.“

Über eine seltsame Antwort des Badischen Tagblatts – und was sie über das Presseverständnis unserer Stadt verrät.

Vor einigen Tagen erreichte uns ein höflicher Anruf des Badischen Tagblatts. Wir hatten darum gebeten, auf eine lokale Veranstaltung hinzuweisen – eine Aktion, die das Stadtbild betrifft, organisiert von bürgernahen Menschen, die nicht in PR-Büros arbeiten, sondern sich den Fußgängerzonen und Bushaltestellen unserer Kurstadt verpflichtet fühlen. Was wir zurückbekamen, war keine Ablehnung. Es war ein Exposé über das Selbstverständnis einer Lokalzeitung:

„Wir möchten grundsätzlich keine Hinweise auf Veranstaltungen veröffentlichen, die im Zusammenhang mit einem Konkurrenzmedium stehen.“

Man musste den Satz zweimal lesen. Und dann noch einmal. Denn hier wurde kein redaktioneller Inhalt abgelehnt – sondern die Existenz eines „Konkurrenzmediums“ als Begründung geliefert, Informationen zu verweigern. Ein seltsamer Moment. Einer, der eine größere Frage aufwirft:

Was ist Pressefreiheit in einer Stadt, in der ein Medium darüber entscheidet, wessen Stimme berichtet wird – und wessen nicht?

Dabei reden wir hier nicht von investigativem Journalismus oder subversiven Flugblättern. Sondern von einem Hinweis auf ein Bürgerprojekt, das nicht einmal monetär beworben wurde. Keine Anzeige, kein Link, kein Rabattcode. Nur ein öffentliches Interesse. Offenbar aber ein Interesse, das nicht von der „richtigen“ Adresse kommt.

Natürlich hat jedes Medium das Recht, seine Inhalte zu wählen. Aber wer lokalen Bürgerinnen und Bürgern Sichtbarkeit verweigert, weil sie selbst etwas publizieren, der betreibt nicht Journalismus. Der betreibt Meinungsverwaltung.

Man könnte jetzt lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Baden-Baden, Stadt des freien Geistes, der Kunst, der großen Denker – und dann diese kleinliche Panik vor Leserbindung, sobald ein Konkurrent den Kopf hebt.

Stattdessen bleibt uns jetzt nur der Schluss: Willkommen in der Redaktion Baden-Baden.
Frei, unbestechlich – und ja: ganz offiziell ein Konkurrenzmedium. Aber vor allem eins: eine Stimme.

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Redaktion Baden-Baden ist eine freie journalistische Plattform mit Herz und Haltung.
Wir berichten über Kultur, Wandel, Alltag, Lebenskunst und Menschen in Baden-Baden – jenseits der üblichen PR-Kulissen.

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Für alle, die diese Stadt lieben, hinterfragen, gestalten wollen – oder sie gerade erst entdecken.

Herausgegeben von Greta Hessel – Autorin, Philosophin und Wegbegleiterin im Wandel.